Karlsruhe – Stadt der Gerechten. Die Befragung

Letzten Sonntag wurde wieder zu „Karlsruhe – Stadt der Gerechten“ gerufen. Eine Auswahl der Fragen und Antworten der Zuschauer dieser Vorstellung ist hier zu lesen.

Sie haben am Sa., 9.7. um 19.00 noch einmal die Chance Hans-Werner Kroesingers Stadtraumprojekt  mitzuerleben!

1. Was empfinden Sie als ungerecht?

–         Dass Frauen immer noch nicht gleichbezahlt werden wie Männer.

–         Nur Gesunde, Reiche und Starke machen Rechte.

–         Schönes Wetter und man kann nicht raus. Unerwiderte Gefühle.

–         Manager, die abkassieren.

–         Totalitarismus.

–         Zu vieles, letztlich nutzlos.

–         25% Steuersatz für jeden.

–         Fast alles: Tod, Geburt, vieles dazwischen.

–         Den U-Bahnbau gegen den Willen der Mehrheit der Stadtbewohner.

–         Wenn mit zweierlei Maß gemessen wird.

–         Rassenunterschiede.

–         Bau des Stuttgarter Bahnhofs ohne Volksbefragung.

–         Dass mein Vater so früh verstorben ist.

–         Krieg.

 2. Ist Gerechtigkeit ein Gefühl?

–         Nein, aber das gerecht oder ungerecht behandelt werden ist ein Gefühl.

–         Was ist genau ein Gefühl im Unterschied zur Moral?

–         Im Gegensatz zu 1 weiß ich, dass Gerechtigkeit durch Normen (Gesetze), die sich eine Gemeinschaft gibt, definiert sein muss, also kein Gefühl sein darf.

–         Gerechtigkeit hat mit Denken zu tun.

–         Ja, in mir schon!

–         Ja, auch! Vielleicht Bauchschmerzen?

–         Ja! Ein Gefühl, das jeder besitzen sollte.

 3. Was kennzeichnet gerechtes Handeln?

–         Kants kategorischer Imperativ.

–         Distanz zu den partikularen Interessen.

–         Per se gibt es kein gerechtes Handeln. Vorab muss das dazugehörige Wertesystem geklärt werden…

 4. Handeln Sie ungerecht?

–         Ich versuche, es allen recht zu machen.

 5. Wie reagieren Sie auf die ungerechte Behandlung Ihrer Person?

–         Eher mit Enttäuschung als mit Ärger.

–         Ich ärgere mich, komme aber bald darüber hinweg.

–         Mit Widerstand, verbal oder innerlich, körperlicher Widerstand ließ sich glücklicherweise bisher vermeiden.

–         Ich stelle denjenigen, von dem ich ungerecht behandelt werde, zur Rede.

–         Kommt auf die Situation an – eher Konflikt vermeiden, da es meist nicht zur Entspannung der Situation führt.

–         Unterschiedlich, je nachdem, woher die Ungerechtigkeit kommt.

–         Allergisch.

 6. Was ist Ihre Idee von Freiheit?

–         Sich selbst zu mögen.

–         Ein nicht-einschränkbares Naturrecht.

–         Emanzipation, eigene Wahl der Möglichkeiten.

–         Begabung zum Glück.

 7. Angenommen, Sie müssten eine Gewichtung vornehmen: Würde diese zugunsten Ihrer Eigeninteressen oder der Gerechtigkeit ausfallen?

–         Im Idealfall ist da kein Unterschied.

–         Könnte ich fair sein: Weder noch. Ich hoffe, dass das letztere entscheidend ist.

–         Das ist wie die Frage, ob ich den Mörder meines Kindes töten würde. Eine Frage, die sich nicht ehrlich beantworten lässt.

–         Eigeninteresse und Gerechtigkeit schließen sich ja nicht von vorneherein aus. Wenn aber Eigeninteresse und Gerechtigkeit zwei verschiedene Dinge sind, dann ist mein Ideal die Gerechtigkeit. Aber ob ich dann entsprechend so handeln würde, weiß ich nicht.

 8. Stellen Sie eine Vermutung an: Wie antworten andere auf diese Frage?

–         Meine Freunde, denke ich, genauso.

–         Ich hoffe, gar nicht.

 9. Glauben Sie, dass jeder in sich selbst den gerecht handelnden Gutmenschen sieht?

–         Wenn ich Zeitung lese, habe ich nicht den Eindruck, dass die Idee des „Gutmenschen“ sehr populär ist.

–         Wer kann das schon von sich behaupten? Steckt nicht in jedem auch ein kleiner Teufel?

–         Nein, aber viele machen sich tatsächlich etwas vor.

 10. Was verstehen Sie unter einer gerechten Gesellschaft?

–         Gibt es nicht.

–         Die Gemeinschaft der Erleuchteten.

–         Eine basis-demokratisch organisierte Gesellschaft.

11. Glauben Sie, dass wir in einer gerechten Gesellschaft leben?

–         Die sozialen Unterschiede verhindern, dass jeder die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung hat.

–         Nicht uneingeschränkt.

–         Ich rede es mir ein.

12. Glauben Sie, dass wir in einem sozialen Rechtsstaat leben?

–         Ja, manchmal eher zu sozial….

–         Ich möchte daran glauben…..

–         Ein bisschen eher als anderswo, ein bisschen sehr viel weniger als nötig.

 13. Fühlen Sie sich privilegiert?

–         In manchen Bereichen.

–         Ja, aber das habe ich mir selbst erarbeitet!

–         Auf jeden Fall! Durch Bildung, Wohlstand und vor allem Gesundheit.

–         Ja, ganz klar. Als Europäer, Weißer, Mann, Akademiker.

–         Ich hoffe, ich bin es nicht.

–         Ja, das kann sich aber jederzeit ändern und war auch schon anders.

 14. Ist jeder „seines Glückes Schmied“?

–         Nein, aber jeder kann es versuchen.

–         Ja, leider.

–         Seiner persönlichen Zufriedenheit, aber nicht seines ganzen Schicksals.

–         In diesem Leben mehr als in früheren.

 15. Was verstehen Sie unter Verteilungsgerechtigkeit?

–         Dass jeder etwas abbekommt.

–         Mehr Reichensteuer. Weniger Mehrwertsteuer. Weniger Privatbesitz, mehr Staat.

–         Keine weitere Verteilung von unten nach oben als Beginn einer besseren Verteilungsgerechtigkeit.

–         Jedem das Seine? Oder doch: Allen den Gleiche? Oder: Jedem das, was er braucht?

–         Zumindest nicht das, was in der BRD passiert.

 16. Was halten Sie von dem Begriff Steuergerechtigkeit?

 –         Floskel.

–         Wenig, hört nach oben hin auf.

–         Viel. Gibt es jedoch nicht.

–         Abgaben an das Gemeinwohl entsprechend der finanziellen Möglichkeiten der Einzelnen.

–         Ist wichtig. Vermögen wird nicht gerecht besteuert.

 17.  Wie würden Sie einem Kind Gerechtigkeit erklären?

–         Ich würde ihm sagen, dass es absolute Gerechtigkeit nicht gibt.

 

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